Wirkungsweise der Antroposophische Kunsttherapien und der Heileurythmie

Dieses Bild zeigt Kinder beim HandwerkenUrsprünglich im Organismus naturgesetzlich ablaufende Lebensprozesse und Organfunktion bedürfen in der Krankheit bewußter Gestaltung.

In der Anthroposophischen Medizin werden aus der Erkenntnis der in den Naturprozessen und in den seelisch-geistigen Wesensäußerungen des Menschen wirksamen Gesetzmäßigkeiten künstlerisch-therapeutische Übungswege entwickelt. Ihre gezielte Anwendung bei den einzelnen Erkrankungen beruht auf der differenzierten Erarbeitung der therapeutischen Wirkungen der einzelnen Künste.

Der heilende Prozeß wird unter therapeutischer Begleitung vom Patienten selbst vollzogen. Aktive Auseinandersetzungen mit Material, Form, Klang, Sprache oder Bewegung führt ihn zum schöpferischen Umgang mit den Qualitäten der Welt und seiner eigenen Seele. Diese sind ihm wechselseitig erfahrbar und er kann sie bewusst gestalten lernen.

Im Verlauf der Therapie werden Gestaltungsprozesse angeregt und eingeübt, die denen des gesunden Organismus entsprechen, bzw. solche, die in der Lage sind, den Krankheitsursachen entgegenzuwirken und zum Ausgleich zu führen. Behandelt werden körperliche und seelische Erkrankungen, biographische Krisen und Entwicklungsstörungen.

Auf der Ebene der Persönlichkeitsförderung geht es um die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls und die Stärkung des Gestaltungswillens bis in das alltägliche Leben. Innerhalb der Therapie wird die künstlerische und persönliche Selbstausrichtung des Patienten und das Freiwerden seiner Kraft zu selbstgesetzten Zielen gefördert.

Anthroposophische Kunsttherapie und Heileurythmie regen in differenzierter Weise die Dynamik an zwischen physisch-gestaltlichen, physiologisch-lebendigen, seelischen und geistigen Tätigkeiten des Menschen. Sie wirken regulierend und ordnend auf den menschlichen Organismus.

Plastisch-therapeutisches Gestalten

Dieses Foto zeigt Kinder beim Werken mit Tonbringt Vorstellen, Erleben und Handeln in ein lebendiges Wechselspiel. Hauptsächlich wird Tonerde mit den Händen geformt. Aber auch andere Materialien wie zum Beispiel Holz, Stein, Gips oder Sand werden zum Ergreifen der Gesetze von Form, Proportionen und Gestaltbildung eingesetzt. Dabei werden insbesondere die Lebensvorgänge, die sich in den Prozessen des Entstehens und Vergehens, des Entwickelns und Verwandelns vollziehen, zur Wirkung gebracht.

Die Übungen stärken die aufbauenden Kräfte des Organismus und fördern die ausgewogene Verbindung der Seele mit den Lebensprozessen des Leibes bis in die Regeneration und den Aufbau der Organe hinein. Je nach Krankheitsgestalt werden auch gedanklich ordnende und konzentrationsfördernde Formen plastiziert.

Maltherapie

fördert das Erleben und Gestalten von Farbqualitäten und deren Beziehungen untereinander. Als Medium dienen im Wesentlichen Aquarellfarben aber auch farbige Kreise und Stifte u.a. Die Malübungen durchwärmen und entspannen den Organismus und führen zur Vertiefung der Erlebnisqualitäten der Seele.

Gezielt werden hierbei seelische Prozesse und Organtätigkeiten zu einem individuellen Ausgleich angeregt.

Im Formenzeichen wird durch die bewusste Gestaltung der Linie, durch rhythmisch ordnende Bewegungen, orientierend und Halt gebend auf Koordination und Konzentration gewirkt.

Musiktherapie

sensibilisiert die Mitschwingungsfähigkeit der Seele an dem Ordnungsgefüge der Musik. Die Klangerlebnisse sprechen den Atem- und Herzrhythmus an und aktivieren Grundqualitäten der Seele: Bewusstsein, Gefühl und Wille.

Neben den verschiedenen Elementen und Qualitäten der Musik wie Melodie, Harmonie, Rhythmus, Töne, Intervalle wird mit den in der Musik lebenden Gegensätze wie laut-leise, langsam-schnell, hoch-tief in der Therapie einer zur Krankheit führenden Einseitigkeit entgegen gewirkt. Hierbei werden verschiedene Blas-, Zupf-, Streich- und Schlaginstrumente sowie der Gesang eingesetzt.

Therapeutische Sprachgestaltung

benutzt die Sprach- und Ausdrucksfähigkeit des Menschen als therapeutisches Mittel zur Entfaltung seiner Selbstgestaltung. Durch die Arbeit an Lautbildung, Stimme und Atem werden physiologische und seelische Gestaltungsprozesse angeregt, die zu einer Steigerung des Selbstgefühls und des Körperlebens in Sprache, Haltung und Bewegung führen.

Die gezielte Anwendung sprachtherapeutischer Übungen stärkt das Selbst von der körperlichen Abwehrfähigkeit (Immunsystems) bis zur bewussten, individuellen Lebensführung.

Neben Sprech- und Bewegungsübungen werden verschiedene dichterische Elemente - wie z. B. Lyrik, Epik und Dramatik - therapeutisch eingesetzt.

Heileurythmie

In der Heileurythmie , die aus der Kunsteurythmie und der pädagogischen Eurythmie zu einer spezifisch anthroposophischen Bewegungstherapie weiterentwickelt wurde, wird der ganze Mensch als therapeutisches Instrument eingesetzt.

Die heileurythmische Bewegungstherapie setzt bei den drei grundlegenden menschlichen Fähigkeiten an: Gehen-Sprechen-Denken. In diesen drei Bereichen können psychomotorische Fähigkeiten geübt und gepflegt werden. Durch den geistig-seelischen Ansatz in der Bewegung, bekommt die Heileurythmie einen anderen Stellenwert als andere Bewegungstherapien. Es gibt eine Fülle von differenzierten Bewegungsabläufen, die je nach dem zu behandelnden Menschen, seiner körperlichen Konstitution, seiner seelischen Verfassung, seinem Erkrankungsprozess und dem davon betroffenen Organ angepasst und entsprechend modifiziert werden.
(Herausgegeben vom Berufsverband Anthroposophische Kunsttherapie e. V. Freiburg)

Alle diese Therapien sollten nur in Zusammenarbeit mit einem anthroposophisch orientierten Arzt erfolgen.

Zurzeit finden im Martinshof Maltherapie und plastisches Gestalten statt.